Donnerstag, 1. Dezember 2022

Dänemark-Törn 2022

Ich habe mich im vergangenen Jahr (2021) beim Versuch die Nordsee einhand zu überqueren bekanntlich ziemlich schwergetan. Dieses Jahr ergab sich die Möglichkeit, Chris Birke, einen ehemaligen Stegnachbarn aus Monnickendam für den Törn anzuheuern. Gemeinsam sollte es im Juni über die Deutsche Bucht nach Cuxhaven gehen. Anschließend durch den Nord-Ostsee-Kanal bis nach Kiel. Von dort wollte ich dann alleine weiter nach Dänemark.

Aus den veröffentlichten Blogbeiträgen des LiveBlog habe ich den folgenden Reisebericht zusammenkopiert.  Die dabei benutzten Zeitformen habe ich unverändert gelassen. 😏

 

Für das Wochenende 10. - 12. Juni 2022 wurde eine stabile West- bis Südwestwindlage vorhergesagt. Chris und ich fuhren am Freitag nach Andijk und starteten am Samstag.  Wegen angekündigten Bauarbeiten an der Schleuse in Kornwerderzand entschieden wir uns in Den Oever auszuschleusen. Nachdem wir gg. 15.00 Uhr geschleust hatten, warteten wir im Vorhafen auf das nächste Hochwasser gg. 19.00 Uhr, um mit ablaufendem Wasser in Richtung Den Helder zu segeln.

Von dort könnte es nonstop nach Helgoland gehen. Sollten die Gezeiten in der Elbmündung passen, wäre auch Cuxhaven möglich.


Der Wetterbericht hatte viel versprochen und alles gehalten. Bei Windstärken zw. 4 - 5 Bft aus West und Wellenhöhen von gut 2 Meter hatten wir eine schnelle Fahrt durch die erste Nacht. Am Sonntagmorgen entschieden wir uns in Höhe Norderney gegen ein Einlaufen ins Seegat. Die Wellen waren gefährlich hoch. Helgoland wurde nonstop angepeilt. 
In der Nacht von Sonntag auf Montag, gg. 02.00 Uhr sind wir nach fast 39 Stunden auf See in den Helgoländer Hafen eingelaufen. 2 Nachtfahrten haben uns allerdings körperlich alles abverlangt. Jetzt hies es erstmal ausruhen und Kräfte für die nächste Teilstrecke bis zum Nord-Ostsee-Kanal zu sammeln.
Heute haben wir schon einmal Helgoland erkundet und das Wahrzeichen, die Lange Anna besichtigt.

Helgoland. Sicht vom Südhafen zur Düne

Hummerbuden

Blick vom Oberland auf den Südhafen

Lange Anna

Helgoland, Nordstrand

Nach zwei Tagen auf Helgoland mit tollem Sommerwetter, legten wir am Donnerstagmorgen, den 16. Juni eineinhalb Stunden vor Niedrigwasser (07:04 Uhr) ab, um später in der Elbmündung in Höhe Scharhörnriff mit dem Flutstrom nach Cuxhaven und weiter nach Brunsbüttel zum Nordostseekanal zu segeln. Es war schwachwindig und so setzten wir nur das Vorsegel und motorten die gesamte Strecke. Bei der roten Fahrwassertonne 8 (11:13 Uhr) nutzten wir eine Lücke im Schiffsverkehr und wechselten auf die südliche Seite. Das Fahrwasser der Elbe ist hier immer noch 3 Kilometer breit. Kurz zuvor begegnete uns ein aus Hamburg kommender Containerriese mit einer Länge von über 300 Meter. Aufgrund des einsetzenden Flutstroms wurde die Fahrt immer schneller, gelegentlich waren wir mit über 8 Knoten unterwegs. Schnell ging es an der Insel Neuwerk und Cuxhaven vorbei. Dann standen wir vor der Einfahrt zum Kiel Kanal in Brunsbüttel. Dort mußten wir wieder auf die Nordseite der Elbe wechseln (15:45 Uhr) und fast 2 Stunden auf der Warteposition auf die Schleusung warten. Möchte mir nicht vorstellen was das bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang bedeutet hätte. So war es ziemlich entspannt. Der Schleusenvorgang zusammen mit einem großen Frachter verlief unspektakulär. Nach der Schleuse fuhren wir für die Nacht in den Yachthafen Brunsbüttel. Der liegt unmittelbar hinter der Schleusenkammer wo die großen Frachter direkt an den Sportbooten vorbeifahren. Ziemlich beeindruckendes Schauspiel.

Päckchenliegen im Südhafen. Im Hintergrund der
Seenotkreuzer Hermann Marwede

von Helgoland in Richtung Elbe

Motoren in Richtung Elbe

in der Elbmündung
 
 
 
Kugelbake in Höhe Cuxhaven
 
 
 
Begegnung in Höhe Brunsbüttel


Kleine Südschleuse in Brunsbüttel

Begegnungen im Kanal

Die knapp 100 Kilometer durch den Nord-Ostsee-Kanal legten wir in 2 Tagen zurück. In Rendsburg übernachteten wir in der Marina Schreiber und fuhren am Samstag, 18. Juni die restlichen Kilometer bis Kiel. Pünktlich zum Start der Kieler Woche schleusten wir am Samstag auf die Kieler Förde. Sofort befanden wir uns in einem Gewusel von Yachten, Frachtern, Kriegsschiffen und Passagierdampfern. Mit einem frischen 4er  legte sich Zeeuwin unter Vollzeug auf die Seite und preschte gen Norden. Vorbei ging's an Laboe und dem Leuchtturm Kiel entgegen. Dort luvten wir an und der Windpilot steuerte weit draußen über die Eckernförder Bucht in Richtung Schleimündung. Nach dem Segelbergen ging es unter Motor in die Schlei bis Kappeln Grauhöft. Dort in der Marina bei der Fa. Henningsen & Steckmest wird die Yacht nach 363 Seemeilen die nächsten 4 Wochen ihren Liegeplatz haben. Chris und ich fuhren mit einem Mietwagen nachhause zurück.

Sonnenaufgang am Nordostsee-Kanal


Holtenauer Hochbrücke

gemächlich unterwegs
 
von Andijk zur Ostsee
 

Seit Samstag, 17. Juli bin ich wieder zurück an Bord und werde alleine unterwegs sein. Samstag im Supermarkt in Kappeln nochmal Proviant gekauft und alle Reservekanister gefüllt. Sonntagmorgen um 08:00 Uhr abgelegt und vor dem Hafen die Segel gesetzt. Bei wenig Wind ließ ich den Motor bis zur Schleimündung mitlaufen. Auf der Ostsee konnte ich den Windpilot einkuppeln und bei Westwind um 4 Bft ging es der Insel Langeland/Dänemark entgegen. Nach 25 Seemeilen konnte ich nach 5 1/2 Std. vor Bagenkop die Segel bergen und in den Hafen einlaufen. Hier will ich erst einmal bis Dienstag bleiben und Mittwoch in Richtung der Insel Als weitersegeln. Der Plan ist gereift, die Insel Fünen im Uhrzeigersinn zu umrunden.



Am Montag erkundete ich mit einem Leihfahrrad die nähere Umgebung von Bagenkop. Hier gibt es noch Wildpferde und der Leuchtturm Keldsnor ist auch nicht weit weg. Alles ziemlich entspannt hier, zumindest bis gegen Mittag. Dann fallen in den Hafen Scharen dänischer und deutscher Segler auf der Suche nach einem Liegeplatz ein. Die Dänen haben im Juli Sommerferien und die deutsche Küste ist auch nicht weit entfernt. 

Insel Langeland/DK


     zwischen Dovns Klint und Leuchtturm Keldsnor auf Langeland
                     

Leuchtturm Keldsnor


Ostküste von Langeland


Wildpferde auf Langeland


Marina Bagenkop

Marina Bagenkop


Nach 2 Hafentagen in Bagenkop wehte der Wind am Mittwoch, 20. Juli, aus Südost und somit genau in die Richtung in die ich segeln wollte, nach Mommark auf der Insel Als. Wind von achtern bedeutet ständiges Rollen und Gieren des Schiffs und die Gefahr einer Patenthalse, dem unkontrollierten Umschlagen des Baumes auf die andere Seite. Um das zu Verhindern segelte ich erst einmal 17 Seemeilen nach Westen, um dann mit schräg von hinten kommendem Wind direkt Mommark anzusteuern. Irgendwie clever. 

von Bagenkop nach Mommark



am Horizont die Insel Als

Marina Mommark

Strand in Mommark


Sonnenuntergang in Mommark

Der Hafen war zwar gut gefüllt, ich konnte aber noch einen passablen Platz finden. Ich blieb einen weiteren Tag in Mommark und genoss das herrliche Wetter und die angenehme Atmosphäre. Dann segelte ich am Freitag, 22. Juli weiter. Das angepeilte Ziel die Insel Årø war aufgrund des starken Windes nicht zu erreichen. Wie im Wetterbericht vorhergesagt gab es Windböen bis an die 6 Bft, ich hatte das 1. Reff im Großsegel. Beim Segelbergen vor dem kleinen Hafen Fynshav hatte ich alle Hände voll zu tun. Jetzt liege ich im Yachthafen von Fynshav mit angrenzendem langen weißen Sandstrand und türkisfarbenem Wasser. Für die nächsten Tage steht eher bedecktes Wetter mit Westwinden auf dem Programm.


leichte Unordnung nach dem Anlegen

in der Nähe von Fynshav


Fynshav


Strand in Fynshav


Bewaldete Küstenlinie bei Fynshav

Leuchtturm Taksensand


Küstenlinie bei Fynshav


Ich vertrieb mir die Zeit mit längeren Spaziergängen entlang der bewaldeten Küste. 
Die letzten Tage in Fynshav waren eher grau und ziemlich kühl. Am Sonntagmorgen, 24. Juli schien dagegen schon die Sonne und der Wind hatte wie vorhergesagt auf Süd gedreht. Bei der Wahl des Vorsegels entschied ich für eine Nummer größer, die sogenannte "High aspect". Damit lief die Yacht bei wenig Wind und kaum Welle fast 7 Knoten. Im Laufe der nächsten Stunden frischte der Wind weiter auf und so entschied ich nicht auf direktem Kurs durch den Årøsund nach Middelfart zu segeln, sondern vorher rechts abzubiegen. Das bescherte mir auf dem Weg zur Insel Bågø einen flotten Halbwindkurs. Kurz vor der Hafeneinfahrt holte ich die Segel runter und suchte mir einen Liegeplatz. Im Kielwasser lagen 43 Seemeilen.

von Fynshav nach Middelfart


Middelfart


Middelfart


Middelfart


Middelfart


Eisenbahnbrücke Den Gamle Lillebæltsbro


Ny Lillebæltsbro bei Middelfart



Bei Windstärken um die 5 -6 Bft blieb ich bis zum 28. Juli in Middelfart. Zu Fuß ging ich mehrmals vom Hafen in die Stadt oder wanderte auf dem Lillibæltsstien, der direkt an der Marina vorbeiführt. Schöne Gegend hier und wenig Gegenverkehr.
Am Donnerstag soll es entlang der Nordküste Fünens bis Bogense weitergehen. Die Tendenz ist eher schwachwindig.

auf dem Lillibæltsstien


auf dem Lillibæltsstien


auf dem Lillibæltsstien


auf dem Lillibæltsstien


Küstenlinie bei Middelfart

Der Wetterbericht hatte für Donnerstagmorgen noch leichten West- bis Südwestwind vorhergesagt. Dafür hatte ich die große Genua1 aus der Backskiste geholt. Mit ihren 28 m² ist sie so groß wie das Großsegel. Letztlich war aber an Segeln nicht zu denken und ich fuhr die Strecke nach Bogense unter Motor, nur die Genua ließ ich oben, "dänisch segeln" sozusagen.

In der Marina von Bogense war schnell ein schöner Liegeplatz gefunden. Für die nächsten Tage sind wenig Wind, viel Sonnenschein und angenehme Temperaturen gemeldet. Entscheiden müsste ich bald, ob es weiter nach Norden oder in Richtung Osten weitergeht. 


Sonnenuntergang in Bogense

Marina Bogense
 

Marina Bogense

Stadtansichten von Bogense


Stadtansichten von Bogense

Stadtansichten von Bogense

Stadtansichten von Bogense

Stadtansichten von Bogense

Küstenlinie in Bogense


Kirche in Bogense

Nach 3 erholsame Hafentagen bei schönstem Sommerwetter, ging es am Montag, 1.8. weiter. Ich wollte zur kleinen Insel Tunø weiter im Norden.

Vor dem Hafen musste ich zum ersten Mal in meiner Segelkarriere eine Küstenfunkstelle um Hilfe anfunken. Beim Segelbergen ist mir unbeobachtet ein Festmacher vom Deck ins Wasser gerutscht und hat sich später um den Propeller gewickelt. Beim Einkuppeln des Vorwärtsgangs hat der festgeklempte Propeller den Motor abgewürgt. Ein Weiterfahrt mit Motor war nicht mehr möglich. Unter Segel in den kleinen Hafen der Insel Tunø reinzufahren war bei den Windbedingungen ebenso nicht möglich. Tauchen war bei diesem Wellengang ebenso keine Option. Zum Glück wurde ich durch den Wind von der Insel weggetrieben. Über Funk teilte mir Lyngby Radio, die dänische Küstenfunkstelle mit, ein Boot aus einem 18 Seemeilen entfernten Hafen zu schicken. Das hätte wahrscheinlich Stunden gedauert. Kurzentschlossen machte ich eine vorbeisegelnde deutsche Yacht auf mich aufmerksam. Die schleppten mich bis kurz vor den Hafen, wo ich ankerte. Dort stellte sich heraus, das sich das Tau vermutlich durch das Schleppen vom Propeller gelöst hatte. Einkuppeln und Weiterfahrt in den Hafen war nun aus eigener Kraft wieder möglich. 
Jetzt bin ich auf dem kleinen Inselchen Tunø angekommen. Nochmal Glück gehabt.

im Schlepp

Der Hafen war während meines 4-tägigen Aufenthaltes völlig überlaufen. 3er und 4er-Päckchen waren die Regel. Viele Yachten mussten in der Bucht ankern oder sind gleich weitergesegelt. Nach vier Tagen mit langen Spaziergängen über die Insel war es Zeit Tunø zu verlassen.
 
Der passende Tag dafür war der Freitag, 5.8. denn ich wollte die benachbarte Insel Samsø nördlich umrunden und dann auf südwestlichem Kurs die Insel Sejerø anlaufen. Der Nordwestwind ließ mich zuerst gut vorankommen, wurde im Laufe der Zeit aber immer schwächer. Zum Ende hin kroch ich mit knapp 3 Knoten dem Ziel entgegen. In Sichtweite des Hafens holte ich die Segel runter und motorte zum Hafen. Der war überraschend leer und so konnte ich mir in aller Ruhe eine Box zum Einparken aussuchen, was für ein Luxus.

Insel Sejerø

Am Sonntagmorgen, 7.8. habe ich mich entgegen meiner Planungen durch die Segler der Nachbarboxen beeinflussen lassen. Eigentlich wollte ich mehrere Tage auf Sejerø bleiben. Ich hatte noch lange nicht alles gesehen, wollte noch zum Leuchttum im Westen wandern. Daraus wurde aber nichts. 

Nach dem Aufstehen, gg 09.00 Uhr waren die meisten Segler bereits weg. Der Blick in den Wetterbericht zeigte für die gesamte nächste Woche schwachen oder überhaupt keinen Wind. Schlechte Aussichten wenn noch die gesamte Ostküste von Fünen zu bewältigen ist. Gegen 10.00 Uhr legte ich auch ab, musste aber gegen den starken Westwind 6 mal Wenden, ehe ich das Riff vor Rosneas umrunden und auf Südkurs gehen konnte. Hier machte sich der sogenannte Kapeffekt durch starke Wind- und Wellenzunahme bemerkbar. Ich hatte ziemlich damit zu kämpfen. Nach der Umrundung wurde es merklich ruhiger und ich konnte fast auf Halbwindkurs abfallen. Nach 9 1/2 Stunden und zurückgelegten 100 Kilometer machte ich in der Marina von Kerteminde fest. Das war die bislang längste Etappe.

von Sejerø nach Kerteminde


Der Hafen in Kerteminde war am Wochenende total überlaufen und die derzeit laufenden Bauarbeiten zur Hafenerweiterung taten ihr übriges. Die Entscheidung zum Weitersegeln fiel nicht schwer. Das einzige Problem war der fehlende Wind, der erst am nächsten Wochenende wieder aufleben sollte. Es blieb nichts anderes übrig als bei glatter See nach Süden zu motoren. Nach 38 Seemeilen und gut 9 Stunden liege ich jetzt in Spodsbjerg auf der Insel Langeland. Das Highlight des Tages war die Passage der Storebæltsbroen. Die Brücke ist rund 18 km lang und überspannt den Großen Belt zwischen Fünen und Seeland.

Storebæltsbroen


unter der Storebæltsbroen


Passage der Storebæltsbroen


Storebæltsbroen



Am Freitag, 9.8. gab es eine kleine Wahrscheinlichkeit auf ein wenig Wind. Doch nach dem Ablegen und Segelsetzen war die Ernüchterung groß. Ein laues Lüftchen aus Nordost wurde durch den nach Norden setzenden Strom im Großen Belt komplett zunichte gemacht. Selbst unter Maschine lief die Yacht nur knapp 3 Knoten. Erst ab der Südspitze Langelands in der Kieler Bucht war plötzlich der Wind zurück. Zuvor konnte ich den Leuchtturm Keldsnor vom Wasser aus fotografieren. Den hatte ich vor Wochen mit dem Fahrrad besucht. Im Zielhafen Laboe erwartete mich dann ein Mix aus Rüdesheimer Drosselgasse und Oktoberfest. [Kurze Pause...] Auf Schlangestehen vor den Restaurants hatte ich keine Lust. Aus diesem Grund hatte ich mir überlegt zurück in die Schlei nach Lindaunis zu segeln.



Leuchtturm Keldsnor auf Langeland


Kieler Förde


in der Baltic Bay Marina


Am Sonntag, 14.08., kurz nach 11:00 Uhr kreuzte ich die Kurslinie vom 17. Juni. Vor fast 4 Wochen startete ich aus der Schlei zur ersten Etappe von Grauhöft nach Bagenkop in Dänemark, um mit der Umrundung der Insel Fünen zu beginnen. Nach nun 300 Seemeilen bin ich jetzt im beschaulichen Lindaunis an der Schlei zurück.

Rund Fünen


Lindaunis an der Schlei


Lindaunis an der Schlei


Lindaunis an der Schlei


Nach ein paar beschaulichen Tagen in Lindaunis zog es mich am Mittwoch, 16.08., zurück nach Kappeln-Grauhöft in die Marina von Henningsen & Steckmest. Von dort segelte ich am Samstag, 20.08. nach Norden in die Geltinger Bucht. 
Dort liege ich in der schönen Marina von Gelting Mole an der Flensburger Förde. Dort wo ich Segeln gelernt habe. Schönstes Wetter, tolle Umgebung, klasse Segelrevier. Zu Fuß ist das Naturschutzgebiet "Geltinger Birk" zu erreichen. 

Doch eine Kleinigkeit verdirbt mir die Urlaubsstimmung. Unmittelbar nach dem Anlegen stirbt der Motor ab. Ich kann ihn wieder starten aber nicht Einkuppeln. Dann geht er sofort wieder aus. Zum Glück ist das Problem im Hafen aufgetreten und nicht weit draußen auf See. Am Montag kommt der örtliche Yachtservice zum Nachschauen. 

Zum Glück war nur eine Einstellung am Motor verstellt. Kleine Ursache große Wirkung. Der Mechaniker hatte es im Handumdrehen erledigt. 

Marina Gelting Mole


Geltinger Bucht


Seit dem Wochenende ist Zeeuwin wieder shorthanded unterwegs. Am Dienstag, 30.8. segelte ich mit Elke von Gelting Mole nach Glücksburg. Es ging um die Halbinsel Holnis herum, in die Flensburger Innenförde. Dabei passierten wir die ehemalige "Schwiegermutter Tonne". Ehemals so genannt, weil man die Schwiegermutter nicht ungestraft schneiden sollte!!! Die Wassertiefe liegt nämlich unmittelbar daneben nur noch bei knapp einem halben Meter. Heute steht an dieser Stelle ein Leuchtpfahl. In Glücksburg machten wir beim Flensburger Segelclub (FSC) fest. Direkt daneben residiert die Hanseatische Yachtschule (DHH), wo wir seinerzeit das Segeln gelernt haben. Ein neuer Vereinsstander mit dem fliegenden Albatros weht jetzt wieder unter der Backbordsaling. 

Vereinsstander des DHH

Abends nahmen wir noch einen Drink in der legendären Navi Bar. Alte Erinnerungen wurden wach. Am nächsten Morgen ging es zurück in Richtung Gelting. Insgesamt mussten wir bei Nordost Wind 19 Mal Wenden um Holnis zu umrunden. Abends machten wir in Sønderborg/DK fest. Am Dienstag, 1.9. segelten wir nach Langballigau zurück auf die deutsche Seite der Flensburger Förde. 

Steganlage des DHH in Glücksburg
 

Fußgängerzone in Sonderborg

Schloß in Sonderborg

Marina Sonderborg


Strand in Langballigau


Marina Langballigau


Langballigau


Zum Ende der Saison scheint uns der Wettergott zu verlassen. Auf der Etappe von Gelting Mole nach Kiel - Stickenhörn war von allem etwas dabei. Nach gut 40 Seemeilen liegen wir jetzt verkehrsgünstig gut, in der Marina Stickenhörn, nördlich der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal. Am Montag haben wir ein Termin beim Segelmacher. Am Dienstag soll es dann durch den Kanal nach Rendsburg ins Winterlager gehen.
Am Sonntagabend nochmal bei schönstem Spätsommerwetter am Tiessenkai flaniert.

Thiessenkai in Kiel


Thiessenkai in Kiel


Kieler Förde

Am Dienstagmorgen, 13.9. fuhren wir vom Liegeplatz in Stickenhörn die kurze Strecke bis zur Schleuse in Kiel-Holtenau. Beim Ansteuern erging bereits über Funk die Anweisung an die Sportschiffe in die große Südschleuse einzulaufen und hinter den bereits festgemachten großen Frachtern an der Steuerbordseite festzumachen. Als sich das Schleusentor nach dem Schleusen wieder geöffnet hatte, erfasste uns beim Ablegen vom Schwimmsteg eine Windböe, die den Bug von Zeeuwin zur Seite drückte. Kurz danach lagen wir quer in der Schleuse und der Bug drehte immer weiter. Kurzentschlossen fuhr ich mit dem Heck voran rückwärts aus der Schleuse in den Nord-Ostsee-Kanal. 

Die nächsten 40 Kilometer bis zum Winterlager in der Marina Schreiber in Rendsburg verliefen unspektakulär. Bis zum Samstag wurde das Boot ausgeräumt und der Mast gelegt. Nach dem Kranen konnte das Unterwasserschiff in Augenschein genommen werden. Die Muschelanhaftungen am Saildrive konnten mit einem Spachtel schnell entfernt werden. Ansonsten hatte der Rumpf die 4 Monate im Seewasser gut überstanden. 

 

in der Südschleuse in Kiel-Holtenau

Winterlager in der Marina Schreiber


Zeeuwin beim Auskranen

Zeeuwin auf dem Bock
 
leichter Pockenansatz nach 5 Monaten Seewasser

 

 






 



 

 

 



Freitag, 21. Oktober 2022

Raspberry Pi 3B+ mit Openplotter2.0 kommt an Bord

Update Sommer 2022:

Anfang des Jahres bekam ich von einem Bekannten aus der Veranstaltungsbranche einen guten Tipp zur Befestigung meines Navigationsdisplays. Es handelt sich dabei um "Manfrotto-Klemmen", die sich in unterschiedlichster Weise befestigen lassen. Weiterhin lassen sich an diesen Klemmen weitere Anbauteile wie z.B. Monitorhalterungen anbringen. In meinem Fall befestigte ich die Klemmen an den Holzstützen beidseitig des Niedergangs. Daran ist in Kopfhöhe eine massive Holzstange horizontal befestigt, an der das Display mit einer flexibel einstellbaren Monitorhalterung festgemacht ist. Je nach Sonneneinstrahlung kann ich das Display in eine optimale, blendfreie Position verschieben. Das Navigieren/Ablesen ist damit von beiden Cockpitbänken aus perfekt möglich. Auch der Niedergang bleibt weiterhin frei und das Display ist gegen Spritzwasser bestens geschützt. Nach dem Segeln kann die Konstruktion im Handumdrehen demontiert und verstaut werden.

   

Manfrotto-Klemmen zur Befestigung

Sicht auf das Display aus dem Cockpit

Update September 2021:

Auf meinem ersten Nachtsegeltörn über die Nordsee hatte ich mir überlegt meinen AIS-Empfänger gegen einen Transponder auszuwechseln. Während eines Zwischenstopps auf Norderney brachte meine Frau den zuvor bei Busse Yachtshop bestellten AIS Class B Transponder vom Hersteller Watcheye mit an Bord. Zunächst funktionierte die Installation zusammen mit Openplotter nicht, so daß ich mich dazu entschloss das gesamte Softwarepaket upzudaten. Danach war die Softwareinstallation ein Kinderspiel. Jetzt sendet "Zeeuwin" seine Positiondaten über AIS aus und ich fühle mich sicherer.
 
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Für die neue Saison habe ich das System leicht überarbeitet.
Den aktiven Hub mit 4 USB-Anschlüssen habe ich wegen Stromversorgungsproblemen entfernt. Um jedoch weitere USB-Geräte insbesondere den Lizenz-Dongle und die Funktastatur anschließen zu können, holte ich mir einen 4-Port USB-2.0 Hub ohne Netzteil.

Die NMEA 0183-Daten vom Furuno-GPS hole ich mir über einen USB-RS232 Converter von Waveshare in den Signal-K-Server von Openplotter. Der sendet die Standortdaten ebenfalls über einen USB-RS232 Converter an das DSC-Funkgerät. Die Verkabelung ist platzsparend und versteckt unter einem Zwischenboden verlegt. Die Lösung mittels Frequenzweiche über eine Antenne sowohl Funk, als auch AIS zu nutzen habe ich wegen Empfangsprobleme wieder verworfen. Über eine eigene AIS-Antenne auf der Heckreling wird nun der AIS-Empfänger versorgt. Jetzt erhalte ich auf dem Ijsselmeer AIS-Daten bis zu einer Entfernung von 8 - 10 NM.

Den Raspberry Pi boote ich jetzt von einem USB-Stick.


 




 
Zwischzeitlich ist alles verbaut und es funktioniert erstklassig.


Update Mai 2020:

Ich bin mittlerweile auf Openplotter2.0 gewechselt und habe das System in einem Verteilerkasten verbaut. Das neue Openplotter ist sehr benutzerfreundlich und besser verständlich geworden. Die Stromversorgung des RPI habe ich vom einfachen USB-Anschluss an einen Zigarettenanzünder zu einem Step-down-Converter, regelbar von 12 Volt auf 5 Volt getauscht. NMEA0183-Daten hole ich mir von meinem stationären Furuno32GP über USB-RS232 Wandler. Die GPS-Mouse bleibt als Backup angeschlossen. Die GPS-Daten werden dann über den internen Signal-K-Server zum Funkgerät verteilt. 
Neueste Anschaffung ist ein aktiver Hub mit 4 USB-Anschlüssen, der sozusagen "on Top" auf der AIS-Platine montiert ist. 
Außerdem bin ich mit dem USB-Lizenz-Dongle von O-charts.org flexibel bei der Kartenlizensierung. 
Die zwei USB-RS232-Wandler werden noch auf einer Kunststoffplatte oberhalb der Stromversorgung montiert. Wie ich finde eine recht kompakte Installation. Bin gespannt wie sich das System im Echtbetrieb bewährt. 



















 




























Seit 2017 navigiere ich mit OpenCPN und elektronischen Seekarten von O-charts. Die GPS-Position hole ich mir über eine GPS-Mouse per USB. Bislang lief alles auf einem Laptop, der auf dem Navitisch unter Deck stand. Parallel lief das gleiche System auf einem Smartphone, welches beim Steuern an der Pinne in Reichweite in einer Tasche der Sprayhood aufbewahrt wurde.

Von der Software-Konfiguration bin ich zu 100% überzeugt, lediglich mit der genutzten Hardwaresituation bin ich unzufrieden.

Aus diesem Grund baue ich über den kommenden Winter das System auf den Einplatinencomputer  Raspberry PI 3B+ um. Darauf läuft dann die Linux-Distribution Raspbian Stretch als Betriebssytem, OpenCPN als Navigationssoftware und meine lizensierten Seekarten von O-charts.

Weiterhin habe ich mir in Redmond/USA einen AIS-Empfänger gekauft, der als HAT auf den Raspberry PI montiert wird. Dieser empfängt die AIS-Daten mittels Glomex-Frequenzweiche über die im Mast montierte UKW-Antenne.

Ein 13-Zoll-Display mit Touch-Funktion, eine USB-Tastatur mit integriertem Touchpad runden das Ganze unter Deck ab.

Beim Steuern soll der Zugriff per Fernzugriff über ein Tablet erfolgen. Das System könnte durch weitere Komponenten, wie z.B. ein Radar erweitert werden.



Ein erster improvisierter Test an Bord ist positiv verlaufen. Nachdem ich zuhause den Raspberry Pi konfiguriert hatte, zeigte das Display an Bord nach dem Hochfahren des Systems folgendes Bild.




Donnerstag, 13. Oktober 2022

Statistik 2022

Ein außergewöhnliches Jahr geht langsam zu Ende. Knapp 1200 Seemeilen habe ich an 37 Segeltagen zwischen Mai und September zurückgelegt.  Insgesamt konnte ich auf 2/3 der Strecke segeln. Auf den Strecken, wo ich motoren musste, verbrauchte ich knapp 200 Liter Diesel. 
 
Einen besonderen Dank nochmal an Christoph Birke. Meinen Mitsegler über die Nordsee. Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft.
 
Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten hatte ich keine größeren Schäden zu verzeichnen. Am Ende der Reise stellte ich aber fest, daß unser Großsegel verschlissen ist. Insbesondere auf Amwindkursen wo ein profiliertes Segel für guten Speed benötigt wird, machte sich der Verschleiß deutlich bemerkbar. Aus diesem Grund haben wir uns für die Anschaffung eines neuen Segels entschieden.
 


Die Fa. Schultz Segel aus Kiel hat dafür an Bord Maß genommen und nach einer ausführlichen Beratung haben wir uns für ein Triradial-Cut aus HMT Square entschieden. Das ist ein Segeltuch aus Dacron vom deutschen Hersteller Dimension-Polyant. Das Segel wird durchgelattet sein, erhält 2 Reffreihen und andere Mastrutscher für mehr Komfort beim Segelsetzen. Weiterhin bekommt unsere Sprayhood eine Verlängerung nach hinten. Damit können wir das gesamte Cockpit bei schlechtem Wetter oder längerer Abwesenheit abdecken.
 

Seit Mitte September steht die Yacht nun ausgeräumt im Winterlager. Für ein Refit über den Winter sind die Backskistendeckel, das Steckschott, die Toilette und der Faltpropeller abmontiert worden. 
Zu guter letzt wurde der Liegeplatz in Andijk gekündigt.
 
Mal sehen, wie es nächstes Jahr von Rendsburg aus weitergeht.